Der Traum vom selbstgebauten Haus verlagert sich, angesichts einer zunehmenden Tendenz zu schlüsselfertiger „Stangenware“ ohne gestalterisches Mitspracherecht, gegenwärtig zunehmend in den Vorgarten suburbaner Einfamilienhaus-Idylle. Hier findet der Eigenheimbesitzer sein Refugium zur Selbstdarstellung seiner kreativen Persönlichkeit. Das Baumarkt-Gartenhaus ist hierbei der fragwürdige Traum des streitbaren Kleingarten-Klientels zur Selbstverwirklichung der ureigenen Bauauffassung. Die Gestaltideen changieren zwischen Luftschloss und kindlichem Kitsch und bilden die traumatisierenden Erfahrungen unserer vorstädtischen Trostlosigkeiten.

 Unser kleines, für ein Wohnhaus in Chur projektiertes Gartenhaus widersetzt sich diesem „Zukunftstrend im Garten“ und setzt auf natürliche Materialität und archaische Fügeprinzipien des Strickbaues.

Auf Grundlage eines immer gleichen stabförmigen Moduls wird eine Konstruktionslogik etabliert, die in ihrer Beiläufigkeit an anonyme Architekturen des Schopfbaus in den Alpen erinnert. Das Prinzip des Schichtens wird als horizontale Schichtung zum raumbildenden Prinzip einer gerichteten Rechteck- Rahmenstruktur aus immer gleichen, in den Ecken verblatteten Konstruktionshölzern. Das Strukturprinzip des vertikal geschichteten Strickbaus kommt temporär im Verlauf der Montage zur Anwendung: Die Montage erfolgt zunächst liegend paketweise, bevor einzelne, gerade noch per Muskelkraft transportable Einheiten aufgerichtet und zu dem raumbildenden, liegenden Rechteckrohr gefügt werden. Die stirnseitigen Öffnungen werden in der Strukturlogik der Schichtung durch grau lasierte Holz-Schiebetüren in unterschiedlichen Ebenen geschlossen.

Dieses Objekt war nominiert für die Swiss Art Awards 2012 und wurde in abstrahierter Form 1:1 auf der Art Basel 2012 gezeigt.